Ausgabe vom 09.03.2024


Kampfschule fürs Leben

Kinder der Grundschule am Hagenberg erlernen Selbstbehauptung

Wer Kindern für den körperlichen Kampf trainiert, sollte sich nicht wundern, wenn sie andauernd kämpfen und für Unruhe sorgen. Weit gefehlt. „Wer weiß, dass er die körperlichen Fähigkeiten für eine Auseinandersetzung besitzt, geht auch gelassener mit Konfliktsituationen um, die schon beginnen zu eskalieren", weiß Kampfsporttrainer Markus Höpker aus Osnabrück aus persönlicher Erfahrung als Kämpfer und Trainer. Und auch einschlägige Studien belegen diesen Zusammenhang.
An seinen Selbstbehauptungskursen nehmen zurzeit sämtliche neun Klassen der Grundschule am Hagenberg in Bad Iburg jeweils an zwei Terminen teil.
Für die 3b, die sich am Dienstagsmorgen (5. März) in der Turnhalle tummelt, ist es bereits das zweite Zusammentreffen mit Höpker. Der Leiter der Karate-Abteilung beim SSC und Disziplinvorsitzender für Shotokan Karate bei der Internationalen Budo Federation (IBF) hat für den Verband im vergangenen Jahr die EM in Osnabrück ausgerichtet und erklärt an diesem Morgen, den Kindern die vier wesentlichen Elemente seines Konzepts: Es geht um Gefahrenvorbeugung, Deeskalation, Selbstbehauptung und körperliche Fähigkeit zur Auseinandersetzung. Prävention ist das Thema, das Höpker dabei besonders am Herzen liegt.
Der erste Teil des Workshops hat in der 3b bereits Spuren hinterlassen. Im besten Sinne. Es gab weniger Konflikte und wenn sie stattfanden, dann wurden sie schneller gelöst. „Das Training hat man auf jeden Fall gemerkt", bestätigt Klassenlehrerin Beate Lucas-Nülle. Letztlich geht es beim Workshop darum, soziale und kommunikative Fertigkeit gemeinsam einzuüben. Die Selbstbehauptung ist dabei ein wichtiger Faktor innerhalb von Konfliktsituationen, gewissermaßen als Bindeglied zwischen der Deeskalation und körperlicher Selbstverteidigung. Der Klügere gibt eben auch im Schulalltag nicht immer automatisch nach, wenn er fürchtet, dass seine Belange unter die Räder kommen. Dadurch dass Nachgiebigkeit davon geprägt ist, teils zu Lasten der eigenen Bedürfnisse sowie Gefühle zu gehen, ermöglicht eine erfolgreiche Selbstbehauptung eine Alternative. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass eigene Gefühle und Gedanken in korrekter, aufrichtiger sowie direkter Form zum Ausdruck gebracht werden können, ohne körperliche Gewalt anzuwenden. Voraussetzung dafür ist eben auch die Erfahrung, über die Fähigkeit zu körperlicher Selbstverteidigung zu verfügen.
Ziele des Workshops sind, die Kinder zu befähigen, sich gelassener in Konflikte zu begeben, gegebenenfalls die richtigen Worte zu finden und eine klarere Körpersprache zu „sprechen". „Wer will mit mir tauziehen?" Die Einladung von Markus Höpker kam sofort an. Beim Spiel wussten die Kinder der 3b übrigens intuitiv, dass es besser ist, gemeinsam am Strick in dieselbe Richtung zu ziehen, um sich gegen Markus Höpker zu behaupten. Der spielerische Auftakt ist auch an diesem Morgen gut gelungen. (jpe)


  • Markus Höpker erklärte den Kindern, worauf es in Konfliktsituationen ankommt.

    Gemeinsam zogen die Kinder mit vereinten Kräften ihren Trainer fast durch die Turnhalle.

    Spielerisch Verteidigungstechniken einzuüben, macht den Kindern sichtlich Spaß.